bell ist Text, Konzept und Wühlkiste in einem! Eine interdisziplinäre Ausstellung, die beschreibt, wie sich bei einem Entwurf Form, Farbe, Stil, Umfang, Duft, Klang und Haptik ergeben und die in ihrer simplen Erscheinungsweise unseren Sammeltrieb und spielerische kindliche Neugier wieder in uns aufleben lässt.
bell erscheint am 15.05.2008 in limitierter Auflage in einer kuratierten Box; die Kunst soll von anderen kommen und wird in den entsprechenden Rahmen gesetzt. Jede Ausgabe behandelt eine andere übergreifende Thematik, die nun erscheinende 2. Ausgabe trägt den Titel “blue 7” frei nach dem wissenschaftlich erwiesenen Phänomen, dass die Mehrzahl aller Menschen als Lieblingsfarbe “blau” und als Lieblingszahl “7” angibt und befasst sich somit mit Massenphänomenen und kalkulierbarer Schönheit. Ist es erstrebenswert Design oder Kunst zu erschaffen, die eine große Zahl von Menschen begeistert? Sollte Kunst bedienen oder provozieren?
Bei der Interpretation lässt bell den Künstlern, Designern, Architekten und Theoretikern freie Hand gelassen, sich unvoreingenommen und mit unverkrampftem Ernst den Hoffnungen und Ikonen der Moderne zu nähern, das Thema nach ihren persönlichen Schwerpunkten auszuarbeiten und in Interviews im beiliegenden Magazin zu ihrer Arbeit Stellung zu beziehen.
bell sind Kunstgegenstände beigelegt, beispielsweise eine Spieluhr von FS Blumm (Morr Music), der auf diesem Wege im Glücksfall einen poetischen Moment, Schönheit, findet. Schmuck aus purpurfarbenem Gummi von Ursula Bonderer erzählt von der medialen Spur des Blutes und ist dem Motiv “Judith köpft Holofernes” nachempfunden – komplementär zu dem Poster des Street Artisten Nomad, der seine Arbeit grundsätzlich nicht beschreibt und hofft, daß “der Käse gefällt.” Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die Designerin Andrea Pößnicker (P van B) mit ihrer Aussage: „Eine der wichtigsten Grundlagen für Massenbildung ist Geld“. Deswegen versorgt sie den Leser mit druckfrischer Währung.
Auch die Theoretiker kommen in dieser Ausgabe auf ihren Plan! Vom Grundprinzip der Intuition als universellem Leitsystembis zur schönen verflixten Sieben schildern Charly Frech (Meta Design), Jörg Schäfer (Philosoph) und Inga Wellmann (Einstein Forum) aus ganz individuellem Blickwinkel oder als objektive Analyse ihr Verhältnis zum bekannten Phänomen.
bell bietet einen intimen Blick auf ein bekanntes Massenphänomen, eine greifbare Auseinandersetzung mit gängigen Vorstellungen – und nicht zuletzt gibt bell dem Leser die Möglichkeit, sich frei und ohne Vorurteil bzw. kindlich einem Thema zu nähern.
Als Herausgeberin war ich verantwortlich für die Konzeption und die Inhalte.